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Sizilien Teil 1: Die Anreise und Palermo

Nun sind wir schon eine Woche in Bella Sicilia und viele von euch fragen sich (und uns) schon, was wir hier überhaupt tun. Für unsere Facebook-Freunde ist die Sache klar: Eis essen und Wein trinken. Stimmt auffallend – aber das ist natürlich nicht alles. Also von Anfang an…

Montag, 13. Oktober 2014 – Vom Gardasee nach Genua

Morgens um zehn in Piovere am Gardasee. Die Mopeds sind gepackt, wir könnten eigentlich starten. Eigentlich, denn Starkregen, Blitz und Donner machen es uns leicht, die Abfahrt immer wieder zu verschieben. Gegen 12.00 Uhr ist das Gewitter vorbei und der Regen hat normale Ausmaße angenommen, also fahren wir endlich los. Vor uns liegen knappe 300 km bis Genua. Am Gardasee entlang glauben wir noch an ganz normales schlechtes Wetter, auf dem Weg Richtung Piacenza fragen wir uns dann, was hier wohl abgeht: Überflutete Felder, manche Straßen gleichen fast reißenden Flüssen – wir immer mittendrin und schon lange nicht mehr trocken, trotz voller Regenmontur. Wasserdurchfahrten auf Teer können wir jetzt perfekt, sogar mit verschiedenfarbigem Wasser, von gelb bis schlammig-braun ist alles dabei.

In Piacenza überlegen wir kurz, statt der geplanten schönen kurvigen SS45 auf die Autobahn auszuweichen, bleiben aber doch bei unserem ursprünglichen Plan, denn erstens regnet es nicht mehr und zweitens kann das Wasser oben in den Bergen ja ablaufen, also sollte es auch keine Wasserdurchfahrten mehr geben. Soweit richtig gedacht, aber wir kommen trotzdem nur langsam voran, denn die ganze Gegend sieht aus wie nach einem Wirbelsturm. Überall Äste, Steine und Geröll auf der Straße, manchmal sogar halbe Bäume. Als wir im Dunkeln in Genua ankommen, ist die halbe Stadt abgesperrt. Dementsprechend voll ist es auf den noch befahrbaren Straßen. Das Navi findet immer neue Strecken und jedesmal stehen wir vor einer Absperrung und ernten bedauerndes Kopfschütteln auf unsere Frage nach dem Weg zum Hafen. Den erreichen wir schließlich doch noch, weil uns an einer Stelle ein Streckenposten illegalerweise durch die Absperrung winkt, mit genauen Anweisungen, wie wir zu fahren haben. Von ihm erfahren wir auch, dass in der Region am Freitag und Samstag ein heftiger Sturm getobt und schwere Schäden angerichtet hat. Sogar zwei Menschen sind gestorben. Sofort fühlt sich „patschnass bis auf die Haut“ weniger schlimm an und das Wasser in den Stiefeln stört auch nicht mehr wirklich.

Am Hafen warten wir noch fast eine Stunde, bis alle LKWs auf die Fähre nach Palermo geladen sind und die Mopeds rein dürfen (vor den Autos). Sind nicht viele, nur zwei Franzosen mit Triumph Tigern und Karsten und seine beiden Kumpels, alle drei aus Greifswald. Später biegt noch ein italienischer Großroller um die Ecke und dann geht’s auch schon los. Als wir unsere nassen Sachen in der Kabine ausbreiten, sind wir echt froh, mal ausnahmsweise nicht Deckspassage gebucht zu haben. Karsten und seine Kumpels buchen spontan noch eine Kabine, weil sie auch keine Lust haben, bei dem Wetter an Deck zu schlafen.

Patschnass, aber endlich angekommen: an der Fähre nach Palermo

Dienstag, 14. Oktober 2014 – Palermo, here we come

Der Tag auf See vergeht langsamer als gedacht. Mein ursprünglicher Plan, die Fahrt mit Arbeiten zu verbringen, fällt ins Wasser, weil mir schlecht wird, wenn ich zu lange auf den Bildschirm schaue. Also rumhängen, mit den Greifswaldern schwätzen, Leute gucken, Kaffee trinken… Um 17.15 Uhr müssen die Kabinen geräumt werden und jeder bekommt eine klare Ansage, wo er zu warten hat. Wir sind echt froh, als endlich Palermo in Sicht kommt.

Bella Sizilia – wir kommen!

Um kurz vor acht rollen die Mopeds von der Fähre. Puh, ist es hier warm. Außerdem chaotisch und laut, halt typisch italienisch. Unser vorab gebuchtes B&B ist keine drei Kilometer entfernt und ein paar Minuten später stehen wir ratlos in der betreffenden Straße und fragen uns, ob wir hier wirklich richtig sind. Alles sieht ziemlich schmuddelig aus, sämtliche Läden im Erdgeschoss sind verrammelt und verriegelt und an der Ecke stehen leicht bekleidete Mädels mit eindeutigen Absichten. Wir fragen ein paar ältere Leute, die uns vom Balkon aus neugierig zuschauen. Hausnummer 7? Gibt es hier nicht!

Schließlich rufen wir bei Alessandro an, er kommt runter und zeigt uns auch die Hausnummer – wir standen die ganze Zeit vor exakt dem richtigen Haus. Aber beige auf beiger Hauswand ist echt nur lesbar, wenn man weiß, wo man gucken muss. Mit Alessandros Hilfe schleppen wir unser Gepäck durch das baufällig wirkende Treppenhaus ins oberste Stockwerk. Nach gefühlt endlosen Stufen stehen wir in einer anderen Welt: in der superschönen, gemütlich eingerichteten Privatwohnung, die er mit seiner Frau Valentina und Baby Vera bewohnt. Die zwei überzähligen Zimmer werden als B&B vermietet. Während wir kurz durchschnaufen, organisiert uns Alessandro einen sicheren Parkplatz für die Mopeds – schräg gegenüber im Hinterhof eines Hotels. Auf der Straße parken empfiehlt er in ganz Palermo nicht, und in diesem Viertel schon gar nicht. Glauben wir sofort, aber jetzt sind ja sowohl die Mopeds als auch wir weg von der Straße. Urlaub! Wir genießen unseren ersten Abend in Sizilien mit leckerer Pizza und gutem Wein in einem netten Restaurant, das wir von unserem Zimmerfenster sogar sehen können. Zwei Straßen weiter fängt nämlich das Kneipen- und Party-Viertel von Palermo an.

Mittwoch, 15. Oktober 2014 – Tourist in Palermo

Heute bleiben die Mopeds stehen und wir fahren Bus. Das ist erstens spottbillig (nur 52 Cent für ein Tagesticket der Altstadtlinien, das Tagesticket für die ganze Stadt zu 3,50 ist leider ausverkauft) und zweitens viel entspannter für Menschen wie uns, also solche ohne italienisches Temperament. Erstmal zu einem Laden für Mopedklamotten, weil in der Hektik des Packens mein Rückenprotektor irgendwie daheim geblieben ist. Dafür hab ich jetzt zwei. Der Neue ist von Forcefield und fast so bequem wie mein normaler. Ralf bekommt eine neue Regenhose, weil seine den Montag nicht überlebt hat. Außerdem hat er jetzt eins von diesen schicken wasserdichten Beintäschchen, auf die die coolen Jungs hier so abfahren.

Dann lassen wir uns wie alle Touristen durch die Gassen der Altstadt treiben. Am besten hat mir die Kathedrale gefallen mit ihren vielen verschiedenen Baustilen. Die restlichen Sehenswürdigkeiten schauen wir uns von außen an, irgendwie ist uns mehr nach bummeln, Eis essen und einfach erstmal wirklich im Urlaub ankommen.

Abends gehen wir in einer Musikkneipe noch was trinken, weil es erst sieben Uhr und damit zum Abendessen noch viel zu früh ist. Sizilianer gehen noch später weg als die Norditaliener, erst ab 21.00 Uhr wird es so langsam voll in den Restaurants. Der Kellner bringt Ralfs Bier und meinen Mojito und fordert uns außerdem auf, uns am kostenlosen Buffet zu bedienen. Auf unseren verständnislosen Blick hin klärt er uns auf, dass solche Buffets oft angeboten werden, wenn es noch zu früh fürs Abendessen ist, aber die Gäste gerne eine Kleinigkeit essen möchten. Tolle Idee, finden wir.  Buffet-Schilder sind uns hier schon öfter aufgefallen, aber wir haben uns nix weiter dabei gedacht – bedienen uns jetzt aber gerne bei den angebotenen und sehr leckeren Kleinigkeiten.  Mit dem Ergebnis, dass wir wie echte Sizilianer erst nach 22.00 Uhr essen gehen. Im gleichen Restaurant wie gestern – erstens, weil es dort superlecker war und zweitens, weil dann der Heimweg nicht mehr so weit ist. Morgen dürfen dann die Mopeds ihren Hinterhof wieder verlassen und endlich auch was von Sizilien sehen.

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6 Gedanken zu „Sizilien Teil 1: Die Anreise und Palermo“

  1. Hallo Birgit und Ralf,

    wieder ein sehr schöner Bericht und tolle Bilder. Da habt ihr ja schon die ersten paar Tage im Urlaub einiges erlebt. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt und wünsch euch noch einen wunderschönen Resturlaub

    Gruss
    Silvia

    1. Hallo Silvia,

      danke dir – und der Urlaub ist nach wie vor schön, auch wenn es seit gestern jeden Abend regnet… Das einzig Doofe: Nächste Woche um die Zeit sind wir schon wieder daheim 🙁

      LG Ralf und Birgit

  2. Hallo Biker Freund!
    Bin beim Red Panther Club Kärnten
    möchten eine Gruppe mit 6 BiKern nach Sizilien- von Kärnten weg…
    .Bitte könntest du mir einige Routen zukommen lassen….
    Fahren Mitte August für 14 Tage….
    Danke dir für deine Mühe..
    .Lieben Dank Monika von den Red Panther

  3. Hallo Leute. Wir planen für nächstes Jahr Sizilien. Wohnen zwischen H und BS. Kann jemand sagen wie man am besten nach Sizilien kommt. Auf Achse ist für u s ziemlich weit. Gibt es Speditionen oder andere Möglichkeiten zumindest bis Genua zu kommen. LG Micha

    1. Hallo Micha,

      ihr könntet z.B. mit dem Autozug über Nacht von Hamburg nach Lörrach fahren, ab dort sind es rund 500 km bis Genua. Das bleibt dann eurer Eile und Streckenwahl überlassen, ob ihr das in einem oder in zwei Tagen fahren möchtet. Ich finde es immer schön, auch die Anreise zum Urlaub zu machen, deswegen würde ich nach dem Autozug in 1-2 Tagen über schöne Alpenpässe nach Genua fahren. Die Fähre braucht auch einen Tag, so dass ihr dann 2-3 Tage Anreise hättet. Speditionen gibt es einige, google mal Motorradtransport Hamburg-Genua. Das wäre vielleicht für die Rückfahrt eine Option. Wir sind bei unserer Sizilienreise mit dem Auto + Anhänger an den Gardasee gefahren und von dort mit den Motorrädern weiter. Auto und Anhänger durften die zwei Wochen kostenlos beim Hotel stehenbleiben. Wenn das eine Option wäre, gebe ich dir gerne die Adresse vom Hotel…

      Viel Spaß beim Planen und viele Grüße
      Birgit

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