Langes Wochenende und perfektes Campingwetter: Das nutzen wir gleich aus und fahren zum Horizons Unlimited Sommer-Treffen in die Pfalz. Ich wollte ja immer mal eins dieser Fernreisetreffen besuchen und Ralf kommt einfach mit. Inspirationen und Fernwehfutter schadet ja nie – und dieses Jahr stehen gleich mehrere Vorträge über Zentralasien, Indien und Nepal auf dem Programm.
Horizons Unlimited ist eine sehr aktive Community von und für Fernreisende. Regionale Gruppen und Treffen überall auf der Welt sorgen für einen regen Austausch. Das deutsche HU-Treffen findet im Frühjahr und Herbst jeweils auf dem Campingplatz Pfrimmtal in der Pfalz statt – von uns aus keine 200 km, also fahren wir gemütlich am Donnerstagmittag los.
Je näher wir unserem Ziel kommen, umso kleiner werden die Straßen, bevor wir 6 km vor dem Campingplatz mitten im Wald stehen. Das Navi will querfeldein, aber ein Radfahrer gibt uns zu verstehen, dass das wohl keine gute Idee ist. Also raus aus dem Wald, zurück ins letzte Dorf, neue Route gesucht und 10 Minuten später stehen wir wieder im Gestrüpp. Das Navi lässt sich einfach nicht überzeugen, dass wir den Weg nicht wollen. Also fahren wir „manuell“ auf die andere Seite vom Wald und siehe da, es geht weiter.
Als wir gegen 16.30 Uhr am Campingplatz ankommen, sehe ich als allererstes Orange, aber nicht etwa KTM, sondern Kawasaki. Das kann nur der Ralf aus der Fernweh-Gruppe sein! Bingo – leider rüstet er sich gerade für die Heimfahrt, Eisenach ist eben nicht um die Ecke. Für ein kurzes Schwätzchen reicht die Zeit natürlich allemal.
Ein Platz für unser Zelt ist ebenfalls schnell gefunden, direkt neben einer großen Gruppe von Vätern und Kindern völlig ohne Motorräder. Einer der Väter nimmt mich irgendwann zur Seite und fragt, was wir hier eigentlich machen. Sie sind gestern schon gekommen und haben ihre Zelte extra in dieser entlegenen Ecke des Campingplatzes aufgeschlagen, um Ruhe zu haben. Hat gestern super geklappt – aber heute wimmelt es plötzlich von Motorradfahrern. Besonders beschäftigt ihn, dass alle „ganz normal“ aussehen, kaum Leder tragen und meist sogar schon „deutlich älter“ sind. Da muss ich echt schmunzeln: Er kommt wohl nicht umhin, seine Vorstellung vom typischen Motorradfahrer zu revidieren.
Der Abend vergeht mit Freunde begrüßen, neue Leute kennen lernen und dem kulinarischen Highlight „Wittgensteiner Mettwurst“ – einen besonderen Dank an Philipp für diesen leckeren Gruß aus der Heimat. Im Gegensatz zu anderen Treffen gibt es hier kein zentrales Feuer, so dass sich überall auf dem Platz kleinere Grüppchen um mehr oder weniger große Feuerstellen scharen.
Nette Menschen, Reisegeschichten und Sonne satt
Am Freitagmorgen „trifft“ Ralf zufällig den Brötchenwagen, aber Brötchen sind aus, also gibt es Hefezopf. Soll mir recht sein. Frühstück in der Sonne, Platzrundgang, noch mehr Leute begrüßen und dann fragen wir uns so langsam, was wir mit dem Rest des Tages machen sollen. Tilman muss heim, einen wärmeren Schlafsack holen, Philipp muss auch heute schon wieder heim, wir anderen sind etwas planlos. Bei Ingmar und Marion unterm Tarp ist Schatten, Uwe und Sabine fahren zum Supermarkt, also bleiben unsere Mopeds heute stehen.
Wir sind ja sowieso eher wegen der Leute und der Reisegeschichten hier. Unser Nachbar Steffen aus Berlin sucht immer noch eine Möglichkeit, mit Segelboot und seiner Africa Twin namens „Agathe Power“ auf Weltreise zu gehen. Steffen aus Stuttgart war erst für drei Monate in Afrika und was mich besonders freut – hier sind jede Menge Frauen, die allein auf die große Reise gehen. Klasse! Abends gibt es einige Reisevorträge in der Scheune, von erfrischend unprofessionellem „Reiserentner“ bis zum professionellen „Reisepromi“ ist alles vertreten, danach Open End und nette Gespräche an irgendeinem Feuer.
Samstags haben wir das System der Workshops und Vorträge endlich verstanden – es gibt kein System. Auf der großen Tafel im Zelt stehen einige Programmpunkte, die aber zeitlich sehr variabel sind. Andere HU-Treffen sind wohl durchgetakteter, das deutsche eher nicht so. Aber sympathisch. Die Vater-Kind-Gruppe reist heute schon ab und wir kommen in den Genuss von ca. 50 übriggebliebenen Brötchen, von denen allein Tilman in Rekordzeit sechs Stück vernichtet.
Nachmittags ist ein Reisevorbereitungs-Workshop, den Sonja und Claudio vom Pegaso-Podcast moderieren – sehr interessant, weil viele der Teilnehmer ihre Erfahrungen beisteuern. Danach machen wir uns so langsam ans Abbauen. Das Treffen geht zwar noch bis morgen, aber da muss Ralf schon wieder in Stuttgart sein, deswegen fahren wir heute schon heim, verschieben den Start aber immer wieder, weil wir einfach keine Lust haben, in der Mittagshitze Mopedklamotten anzuziehen. Schließlich hören wir um 18.00h noch den Indien/Nepal-Vortrag von Frank an und machen uns erst danach auf den Rückweg. Bundesstraßen wechseln sich mit kleineren Wegen ab, so dass die Heimfahrt schnell geht und doch kurzweilig ist. Alles in allem ein schönes Treffen, das vor allem von den Teilnehmern lebt.