Auf dem Hinweg Regen, auf dem Rückweg noch mehr Regen, dazwischen ein kleines, aber umso feineres Reise-Endurotreffen in der Schweiz. Initiator, Organisator, Tourguide, Koch, Getränkelieferant und Feuermacher ist Daniel – seines Zeichens der 111. Facebook-Fan von travel2wheels und dazu noch ein überaus angenehmer Zeitgenosse. Ehrensache also, dass wir am letzten Wochenende bei Daniels Endurotreffen in Teufen dabei waren, zumal der Ort des Geschehens nicht mal 250 Kilometer von Stuttgart weg ist.
Zusammen mit Christina und Christian von „einspurig-unterwegs“ machen wir uns am späten Freitag Nachmittag auf den Weg. Nachdem unser TomTom vor zwei Wochen so einen tollen Weg zur Nagoldtalsperre gefunden hat, wollen wir ihm auch diesmal wieder die Führung überlassen. Kurvenreiche Strecke natürlich. Leider zieht sich der Himmel immer mehr zu, also kurz nach dem Start der erste Stopp – zum Regenkombis anziehen. Bei Regen machen kleine Sträßchen ebenso wenig Spaß wie Kurven, zumal ich nagelneue Reifen drauf habe, die ich nicht unbedingt im Regen einfahren möchte. Deswegen stellt Ralf den TomTom auf schnellste Strecke und wir bringen die 200 km in die Schweiz im Regen hinter uns.
Umso größer die Freude, als wir an der Pfadi Attila in Teufen ankommen. Im Kamin vom Aufenthaltsraum brennt schon ein muckelig warmes Feuer und wir überlegen kurzzeitig, ob wir statt Zelten nicht doch lieber im Massenlager schlafen sollen. Ralf hätte lieber im Haus geschlafen, aber ich möchte lieber unser neues Zelt einweihen. Er stapft also widerwillig mit mir auf die Wiese, wo Christian und Christina schon angefangen haben, ihr Zelt aufzubauen. Just in diesem Moment öffnet der Himmel seine Schleusen, aber so richtig. Starkregen, der dafür sorgt, dass wir erstmal wieder nach drinnen flüchten und den Gedanken ans Zelt aufbauen mit Angenehmerem verdrängen. Daniel hat Spaghetti Bolognese gekocht, dazu gibts leckeren Wein, das Ganze am warmen Feuer und mit netter Gesellschaft. Irgendwann später am Abend regnet es nur noch leicht und wir bauen dann doch noch das Zelt auf – ein wahrer Palast, so komfortabel haben wir noch nie gezeltet. Klasse, so macht Zelten echt Spaß!
Der Abend wird lang und Daniel meint, uns mit der Spezialität „Schweizer Kaffee“ glücklich machen zu können. Ich bin nach der „Essacher Luft“ beim Tesch Treffen vorgewarnt, was Daniels Alkoholangebot angeht, und schaue ihm vorsichtshalber bei der Zubereitung über die Schulter. Die Kaffeetassen werden erst mit jeweils zwei Stück Würfelzucker befüllt, dann kommt soviel Chrüterlutz (ein klarer Schweizer Kräuterschnaps) rein, bis der Zucker bedeckt ist. Eine Messerspitze löslichen Kaffee drauf, das Ganze mit heißem Wasser aufgießen, umrühren und fertig ist das Teufelszeug *schüttel*
Christian und Ralf trinken mehr oder weniger brav, Christina und ich eher nicht so. Ich werde meine Tasse an Thomas los, muss aber dafür seinen Jackie pur nehmen. Aber das ist das kleinere Übel, den kann ich mit genügend Cola light trinkbar machen. Dann stellt sich die Frage, ob unser mitgebrachter Williams besser ist als der einheimische Marillenschnaps, was natürlich ebenfalls ausgiebig getestet werden muss. Der Abend endet feuchtfröhlich um halb vier.
Samstag: Tolle Tour und Abend am Lagerfeuer
Dementsprechend spät stehen wir am nächsten Morgen auf. Die anderen kommen auch nicht besser aus den Federn, aber wenigstens ist es trocken. Daniel fährt heim, um sein Moped zu holen. Doris, seine Kollegin und rechte Hand bei der Durchführung des Treffens, versorgt uns derweil mit Kaffee und Frühstück.
So gegen 12.00 Uhr sind wir schließlich startbereit und Daniel zeigt uns das Appenzeller Land. Ralf und ich waren ja vor ein paar Jahren mit Inge schon mal hier auf Entdeckungsreise, aber Daniel ist eben ein Einheimischer und das merkt man gleich. Kleine und kleinste Sträßchen und tolle Aussichtspunkte. Da es total wolkig ist, können wir die Aussicht meist nur erahnen, haben aber trotzdem unseren Spaß.
Nur die Aussicht hat heute Urlaub. Aber mit etwas Fantasie…
Ein schmales, kurviges Sträßchen mit nasser Fahrbahn und 20 Prozent Gefälle bringt mich kurzfristig ins Schwitzen, irgendwie traue ich meinen neuen Reifen noch nicht so richtig. Da ist das kurze Stück Offroad hoch zum „Montlinger Schwamm“ deutlich entspannter. Der Schwamm entpuppt sich als nette Hütte mit schöner Aussichtsterrasse. Es gibt genügend Ketchup zu den Pommes und kurz vor der Weiterfahrt reißt sogar der Himmel auf, so dass wir die tolle Aussicht ansatzweise genießen können.
Christian ruft zum Gruppenfoto und weiter geht’s. Noch mehr leichte Offroadpiste durch die wirklich schöne Appenzeller Landschaft, das Wetter wird immer schöner und als wir wieder in Teufen einrollen, ist der Himmel doch tatsächlich fast blau. Andreas interessiert sich für unser Zelt, das ich ihm gerne vorführe, weil ich selbst ganz begeistert davon bin.
Das ganze Treffen findet heute eher draußen statt, selbst das Feuer im Kamin bleibt aus. Macht aber nix, denn wir haben ja das Lagerfeuer.
So kommen wir doch noch zu unserem Abend am Lagerfeuer, der sehr lustig wird. Für manche Leute ist schon die Aufgabe, mal 15 Minuten lang keine schlüpfrigen Witze zu erzählen, schier unlösbar. Motorradthemen kommen ebenso zur Sprache wie alles andere, ein typischer Abend am Feuer eben. Dennoch kriechen wir (und lustigerweise auch alle anderen) heute deutlich früher in die Schlafsäcke als gestern.
Sonntag: Kurzweiliger Morgen, dann kommt der Regen
Sonntag Morgen ist es immer noch trocken. Frühstück, schwätzen, Zelt abbauen und so nach und nach alle anderen verabschieden. Wir sind die letzten – außer natürlich Doris und Daniel, die noch aufräumen. Zusammen mit Christian, Christina und Andreas aus Stuttgart, der gestern noch angekommen ist, machen wir uns um die Mittagszeit auch auf den Weg, wir haben’s ja nicht so weit. Diesmal nicht über Konstanz, sondern mit der Fähre über den Bodensee. Kurz vor Romanshorn macht das Wetter einen auf Freitag, es fängt an zu schütten wie aus Eimern, so dass wir mehr oder weniger nass auf der Fähre ankommen. Fähre fahren ist ja irgendwie immer so ne Art Kurzurlaub, aber besser als das Urlaubsfeeling ist heute die Tatsache, dass wir wenigstens 40 Minuten im Trockenen sind.
In Friedrichshafen ist es vorbei mit trocken, außerdem wird es a…kalt. Ein Ritt über die Alb bei 8 Grad und strömendem Regen steht zwar so ziemlich unten auf meiner Wunschliste für heute, aber hilft ja nix. Also Augen zu und durch. In Riedlingen machen wir eine Pause, setzen den halben Mc Donalds unter Wasser und haben auch noch Spaß dabei. Etwas später kommen noch zwei Mopedfahrer und tun das gleiche im Cafébereich. Ich glaub, die Putzfrau dort ist heute nicht sehr gut auf Motorradfahrer zu sprechen. Aber egal, wir sind erstens satt und zweitens mal wieder ein bisschen aufgewärmt.
In Reutlingen hört es endlich auf zu regnen. Hier trennen sich auch unsere Wege. Christian und Christina sind fast daheim und Andreas wohnt am anderen Ende von Stuttgart, d.h. er fährt auch anders als wir. Ralf und ich nehmen den direkten Weg, schieben die Mopeds in die Garage und sind froh, aus den nassen Klamotten rauszukommen.
Ein fettes Dankeschön an dieser Stelle an Daniel und Doris für ein wirklich rundum gelungenes Wochenende – das mit dem Wetter in der Schweiz habt ihr auch super hingekriegt. Vielleicht könntet ihr nur nächstes Jahr auch den deutschen Wettergott entsprechend instruieren? Danke auch an Christian, Christina und Andreas für die trotz Regen lustige Hin- und Rückfahrt. Ich freue mich auf nächstes Jahr – Ralf ist sich noch nicht ganz sicher, ob er mitkommt, weil schon wieder die wichtigste Veranstaltung der Feuerwehr hier vor Ort parallel läuft. Aber wir werden sehen. CU in Teufen bei Daniels Endurotreffen 2015!
Mehr Fotos und Christians Bericht vom Treffen findet ihr hier.
Und hier kommt noch Daniels kurze, aber sehr schöne Insidertour als gezippter GPX-Track.