Schon wieder Sonntag, schon wieder ein Spruch des Tages. Gesehen auf dem T-Shirt eines Teilnehmers beim Trecker Treck in Bittenfeld. Heute morgen wusste ich noch gar nicht, was das ist, aber nun stapfe ich durch den Matsch und schaue Treckern zu, die unter Wettkampfbedingungen einen Bremswagen bergauf durch den Schlamm ziehen. Wer am weitesten hoch kommt, hat gewonnen. Hört sich skurril an, ist aber ne Riesengaudi – für die Teilnehmer ebenso wie für das Publikum.
Das Teilnehmerfeld besteht meist aus Jungs zwischen 18 und 25, würd ich jetzt mal schätzen. Während wir zuschauen, geht nur ein einziges Mädel an den Start – und sie kommt weiter hoch als die meisten Jungs, bevor auch sie ihren Fendt hoffnungslos im Schlamm eingräbt. Gestartet wird in mehreren Klassen, die jeweils nach Gewicht des Traktors eingeteilt werden und natürlich auch unterschiedliche Gewichte im Bremswagen haben.
Im Festzelt gibt es Kaffee und Kuchen für uns – mit der Aussicht auf den selbstgebackenen Kuchen der örtlichen Hausfrauen hatte Ralf mich überhaupt auf diese Veranstaltung gelockt. Der Kuchen ist lecker, aber auch so finde ich den ganzen Trecker Treck echt lustig. Die teilnehmenden Traktoren sind meist moderneren Baujahres, aber es fahren bzw. stehen auch einige ältere Schätzchen auf dem Stoppelfeld herum.
Nach einer Stunde Gucken haben wir genug, zumal hier gefühlt Tausende von Menschen herumlaufen. Weil alles trotz Strohbelag total schlammig ist, sehen wir eh aus, als hätten wir selbst an der Schlammschlacht teilgenommen. Die ersten paar Meter weg vom Festgelände fahren wir Slalom um jede Menge Leute – so ähnlich wie das Hütchenfahren in der Fahrschule, nur als verschärfte Variante mit beweglichen „Hütchen“.
Mittlerweile ist das Wetter richtig klasse und ich freue mich darauf, durch die Landschaft zu cruisen. Komischerweise würde Ralf am liebsten gleich wieder heim fahren, aber ich überrede ihn zu einem größeren Schlenker und so bummeln wir im strahlenden Sonnenschein über kleine Sträßchen und Feldwege. Die Berglen sind ja bekannt für ihre vielen Streuobstwiesen – vor allem die Apfelbäume brechen dieses Jahr fast zusammen unter ihrer süßen Last. Dazu blauer Himmel, sattgrüne Wiesen und angenehme Temperaturen von knappen 20 Grad. Herz, was willst du mehr.
Weil wir irgendwann Durst haben, halten wir am Motorradtreff Ebnisee, wo selbst jetzt gegen 18.00 Uhr noch jede Menge los ist. Vom Chopper mit megalanger Gabel bis zum Joghurtbecher mit Fahrer im einteiligen Lederkombi ist hier alles vertreten. Wir setzen uns mit unseren Kaltgetränken hin und gucken einfach mal Leute. Einer fragt uns wegen unserer schlammigen Stiefel, ob wir beim Moto Cross gewesen wären. Kurze Zeit später kommt ein anderer an, der sich beschwert, weil heute so viele Trecker auf der Landstraße unterwegs sind. Wir könnten ihm sagen, warum…
Nach einer kurzweiligen halben Stunde ist es auch für uns Zeit, weiter zu fahren. Ich bin überrascht, dass Ralf nicht den Weg nach Hause einschlägt, sondern rechts rum abbiegt. Klasse, er hat noch ein paar mehr kleine und größere Straßen in petto. Bei Lorch kommen wir ins Remstal, das wir in Schorndorf schon wieder Richtung Schurwald verlassen. Den überqueren wir ebenfalls auf einer netten Strecke. Auf der anderen Seite liegt das Filstal. Wir kommen in Uhingen raus und fahren auf der anderen Seite ein Stück hoch nach Schlierbach, der alten Heimat von Ralfs TDM. Dort ein kurzer Stopp und wir stellen erstaunt fest, dass es schon halb acht ist. Also lenken wir die Mopeds gen Heimat. Vorher noch ein extrem leckerer Boxenstopp bei einem unserer Lieblingsitaliener in Esslingen.
So ist es dann doch wieder 21.30 Uhr, bevor die Mopeds in der Garage stehen. Ein abwechslungsreicher Nachmittag. Mich hat besonders der Landwirte-Nachwuchs beeindruckt, die alle so voller Engagement ihre Trecker durch den Matsch treiben. Ob das T-Shirt des potenziellen Hoferben allerdings seinen Zweck erfüllt, haben wir nicht in Erfahrung bringen können. Vielleicht nächstes Jahr.
Einen GPX-Track gibt es diesmal nicht, weil unser Nachmittag nicht wirklich eine Motorradtour war, sondern eher ein Rumfahren und Erfreuen an der Landschaft und dem ganzen Rest. Sehr entspannend, wenn mal nicht das Motorradfahren im Vordergrund steht, sondern die Eindrücke und Erleben mit allen Sinnen. Gerne wieder.